Nixon aus dem Jahre 1968 hat ein fulminantes Comeback aufs Parkett gelegt in Form eines US-Präsidenten Trump, der sich selbst als Garanten und Verfolger von Recht und Ordnung inszeniert. Dieser Slogan, einst geprägt durch Kevin Phillips, zur damaligen Zeit ein Experte auf dem Feld der ethnischen Wahl- und Abstimmungsmuster, führte zum Wahlsieg Richard Nixons.

Philips selbst steht für eine interessante Entwicklung. Im Jahr 1999 erwies sich Phillips als Autor eines bahnbrechenden Buchs mit dem Titel: The Cousines’ Wars: Religion, Politics, and the Triumph of Anglo-America, in dem er beschrieb, wie ein „kleines Tudor-Königreich“ letztendlich eine globale Hegemonie etablierte.

Die Spaltung der englischsprachigen Gesellschaft in zwei große Mächte – eine davon aristokratisch, auserkoren und imperial und die andere demokratisch, auserwählt und ihrer Bestimmung folgend – wie Philips die Dinge auf korrekte Weise skizzierte, wurde – was auch sonst? – mittels einer Kriegs-Dreifaltigkeit etabliert: der englische Bürgerkrieg, die amerikanische Revolution und der amerikanische Bürgerkrieg.

Vielleicht stehen wir gerade an der Schwelle des Ausbruchs eines vierten Krieges, der sich in diese Phalanx einreihen würde. Die hieraus resultierenden Konsequenzen wären nicht nur unvorhersehbar, sondern auch unerwartet. Es erweckt zurzeit ganz den Eindruck, als ob wir es mit einem Zusammenstoß von Modellen zu tun haben würden, bei denen es jeweils ums Ganze geht.

MAGA - ein anderes Modell als es die „Masters of the Universe“ verfolgen

MAGA (Make America Great Again) gegen ein System, das durch einen exklusiven Club aus Federal Reserve, Wall Street und Silicon Valley kontrolliert wird. MAGA, der Versuch einer Wiederbelebung des amerikanischen Traums, kann jedoch schlichtweg nicht in die Realität umgesetzt werden, wenn eine Gesellschaft politisch derart offensichtlich polarisiert ist, große Teile der Mittelklasse in einem immer höheren Ausmaß verschwinden und die Masseneinwanderung aus dem globalen Süden anhält.

Im Gegensatz hierzu trifft eine als Hedgefonds der Wall Street fungierende Federal Reserve auf das Modell des Silicon Valleys, seines Zeichens ein Zusammenschluss einer sehr elitären Gesellschaftsspitze, die 0,001 % der Bevölkerung umfasst, und die über zahlreiche Optionen verfügt, auch zukünftig zu prosperieren.

Dieses Modell basiert auf einem noch größeren Konzernmonopol und der Vorrangstellung der Kapitalmärkte (vor allen anderen gesellschaftlichen Bereichen), an denen der Boom an der Wall Street mittels des Aufkaufens von durch die US-Regierung eigens emittierten Schulden garantiert, und deren Innenleben durch Algorithmen und Big Data reguliert wird. Es handelt sich um eben jene „Schöne neue Welt“, die seitens der technologisch-finanziellen „Masters of the Universe“ erträumt wurde.

China, China und nochmals China

Trumps MAGA-Probleme leiten sich aus einer schäbigen, geopolitischen Maßnahme, gepaart mit einer Besinnung auf Recht und Gesetz in der Heimat ab: Trumps Wiederwahlkampagne wird voll und ganz im Zeichen von „China, China, China“ stehen. Wer sich in Problemen befindet, macht einen ausländischen Feind dafür verantwortlich.

Diese Entwicklungen gehen auf den reihenweise gescheiterten Opportunisten Steve Bannon und dessen chinesischen Milliardärs-Kumpan Guo Wengui, oder Miles Guo, zurück. Hier sind beide in Pose vor der Freiheitsstatue zu sehen, ihre kompromisslose Informationskampagne zur Dämonisierung der rot-kommunistischen Partei Chinas (CCP) bis in alle Ewigkeit und dem Slogan einer „Befreiung der chinesischen Bevölkerung“ verfolgend.

Machterhalt des US-Dollars im Vordergrund

Bannons bevorzugter Gesprächspunkt zirkelt darum, dass im es im Falle eines Scheiterns seiner Informationskampagne zum Ausbruch eines „kinetischen Krieges“ kommen werde. Das ist Unsinn. Pekings Prioritäten fokussieren sich auf andere Belange. Nur einige wenige neokonservative Dr. Strangeloves würden einen „kinetischen Krieg“ auf sich zukommen sehen – und zwar in Form eines präventiven Nuklearangriffs auf chinesisches Territorium.

Alastair Crooke hat auf eindrucksvolle aufgezeigt, auf welche Weise dieses geoökonomische Spiel, als das Trump es bezeichnet, in erster Linie dem Machterhalt des US-Dollars gewidmet ist. Crooke schlussfolgert:

Trumps primäre Bedenken leiten sich ab aus einem Europa, das wie an einer Nabelschnur mit jenem finanziellen und technologischen Schwergewicht namens China vernetzt wäre. Allein hierdurch würde es aus sich selbst heraus zu der Entwicklung eines anderen Systems der Weltfinanzsteuerung kommen.“

Covid-19 als Beschleuniger der Veränderungen

Doch dann ist da noch das sogenannte Leopard-Syndrom:

"Wenn wir wollen, dass die Dinge so bleiben, wie sie sind, müssen sich die Dinge ändern".

Verbuchen wir Covid-19 als Partikelbeschleuniger, der durch die „Masters of the Universe“ dazu genutzt wird, um die „Dinge“ ein wenig zu optimieren, so dass nicht nur alles so bleibt, wie es ist, sondern die „Masters of the Universe“ darüber hinaus auch ihren Klammergriff um unsere Welt festigen.

Problem hieran ist, dass Covid-19 sich wie eine Vielzahl an unkontrollierbaren Elektronen verhält. Und hieraus leitet sich wiederum ab, dass sich niemand – auch die „Masters of the Universe“ nicht – dazu in der Lage sieht, die vollumfänglichen Konsequenzen, die sich aus einer verstetigenden und aus vielerlei Komponenten zusammensetzenden Finanz- und Sozialkrise ableiten, einzuschätzen.

Neuinterpretation Nixon-Trump

Russiagate, mittlerweile in Gänze ins Reich der Fabeln verwiesen, hat sich im Endeffekt als anhaltender Putsch erwiesen: Eine farbige Nicht-Revolution, die neben Ukrainegate auch in das Amtsenthebungsfiasko (der Demokraten) metastasierte. In diesem erbärmlich geschriebenen und beweisfreien Drehbuch, das an die Watergate-Affäre erinnert, wurde Trump durch die Demokraten als (neuer) Nixon inszeniert.

Ein großer Fehler. Die Watergate-Affäre hatte nichts mit einem durch Hollywood zelebrierten Reporterpaar zu tun. Vielmehr repräsentierte die Watergate-Affäre den militärisch-industriellen-sicherheitstechnisch-medialen Komplex, der Nixon auf den Fersen war. Deep Throat und andere Quellen stammten aus dem Deep State selbst. Und es erwies sich damals nicht als Zufall, dass dieser Komplex die Recherchen der Washington Post steuerte.

Die Washington Post, spielt ihre Rolle als Sprachrohr der CIA, neben anderen Dingen, nahezu perfekt. Im Falle Trumps handelt es sich um einen ganz anders gearteten Fall.

Der Deep State hält Trump unter Kontrolle

Man muss sich eigentlich nur die Entwicklungen anschauen: Mehr Geld zugunsten des Pentagons, eine Billion US-Dollar in Form von brandneuen Atomwaffen, immerwährende Sanktionen gegen Russland, nicht enden wollende Gefahren und Bedrohungen an Russlands Westgrenzen, (gescheiterte) Bemühungen, um Nord Stream 2 vom Gleis abzubringen. Und hierbei handelt es sich nicht nur um eine unvollständige Liste.

Aus Sicht des Deep States erweisen sich die Ziele zu einer Eindämmung von Russland und China an der geopolitischen Front als gesichert. In der amerikanischen Heimat sehen die Dinge hingegen bei Weitem komplizierter aus. Während die Bewegung Black Lives Matter das System auch nicht nur im Entferntesten so stark in Gefahr bringt wie ehedem die Black Panthers in den 1960iger Jahren, glaubt Trump – wie einst Nixon – daran, dass Recht und Gesetz wieder die Oberhand gewinnen werden.

Schlüssel zum Öffnen dieser Tür wird sein, ob es gelingt, weibliche Wählerinnen weißer Hautfarbe aus den Vororten dafür zu gewinnen. Republikanische Meinungsforscher zeigen sich extrem optimistisch, um selbst einem „Erdrutschsieg“ das Wort zu reden. Doch das Verhalten eines weiteren, sehr wichtigen Vektors muss verstanden werden:

Was will der amerikanische Unternehmenssektor? Instrumentalisierung von BLM

Wenn wir einmal darauf blicken, wer alles Black Lives Matter – und Antifa – unterstützt, so erkennen wir, dass sich unter anderem Adidas, Amazon, Airbnb, American Express, Bank of America, BMW, Burger King, Citigroup, CocaCola, DHL, Disney, eBay, General Motors, Goldman Sachs, Google, IBM, Mastercard, McDonald’s, Microsoft, Netflix, Nike, Pfizer, Procter & Gamble, Sony, Starbucks, Twitter, Verizon, WalMart, Warner Brothers und YouTube zu dieser Bewegung bekannt haben.

Diese Who is Who der Konzernwelt würde auf einen vollkommen isolierten Präsidenten Trump schließen lassen Doch wir dürfen die Dinge nicht aus den Augen verlieren, die wirklich wichtig sind. Hierbei handelt es sich um die Klassenkampfdynamiken, die in der Tat den Vorstellungen eines Kastensystems entsprechen, wie Laurence Brahm argumentiert.

Black Lives Matter wird – neben der Bewegung an sich auch deren Auswirkungen – in hohem Grade durch ausgewählte Konzerninteressen instrumentalisiert, um deren eigene Prioritäten schneller durchsetzen zu können. Es handelt sich um eine Vernichtung der Arbeiterklassen in den USA, die in den Zustand einer immerwährenden Anomie versetzt werden sollen, während die automatisierte Wirtschaft zur Realität wird.

„Trump muss weg“

Diese Entwicklungen mögen sich unter Trump vollziehen. Doch diese Entwicklungen werden sich auf schnellere Weise ohne Trump vollziehen. Faszinierend ist, auf welche Weise dieses aktuell verfolgte Strategieszenario der Spannungen auf klassische Weise einem durch die CIA/NED geschriebenen Drehbuch für farbene Revolutionen ähnelt.

Eine unzweifelhafte und ehrliche Bekümmertheit über Polizeigewalt und systemischen Rassismus sind gänzlich manipuliert, mit Geldmitteln überschüttet, infiltriert und selbst gegen das „Regime“ gerichtet zu einer Waffe gemacht worden. Trump nur zu kontrollieren erweist sich aus Sicht des Deep State als unzureichend – und zwar aufgrund der sich aus Trumps narzisstischem Charakter ableitenden maximalen Instabilität und Unberechenbarkeit. Daraus folgt aus dem Blickwinkel einer unvergleichlichen Ironie der Geschichte, dass „al-Assad muss weg“ nun in „Trump muss weg“ metastasiert ist.

Der Kadaver im Kellerraum

Wir dürfen niemals die fundamentalen Ziele derjenigen aus den Augen verlieren, welche die Versammlung der gekauften und bezahlten Statthalter auf Capitol Hill kontrolliert. Stets wird das Motto „Teile und Herrsche“ privilegiert, was für Klassen-, Rassen- und Identitätspolitik gilt.

Letzten Endes wird eine Mehrheit der Bevölkerung inzwischen als entbehrlich erachtet. Es erweist sich als Vorteil, dass die Instrumentalisierten ihre Rolle nahezu bis zur Perfektion spielen, fast gänzlich in Übereinstimmung mit den Mainstream-Medien. Niemand wird großzügig finanzierten Aktivisten von Black Lives Matter dabei zuhören können, wie diese den Kern der aktuellen Ereignisse adressieren.

Es handelt sich hierbei um eine rücksichtslose Wiederherstellung des neoliberalen Projekts, nur wenig abweichend von der Fassade eines hybriden Neofaschismus. Als Blaupause erweist sich der Große Reset, der im Januar 2021 durch das Weltwirtschaftsforum weiterverfolgt werden soll.

„Was heißt das für mich konkret!?“

Es wird interessant sein zu beobachten, auf welche Weise Trump auf dieses Remake des „Sommers der Liebe“ auf dem Maidan reagieren wird, der sich nun in die Stadt Seattle transponiert sieht. Die Hinweise, die wir aus dem Team Trump bislang erhalten haben, lassen darauf schließen, dass er überhaupt nichts unternehmen wird.

Eine Koalition aus weißen Rassisten und Mitgliedern von Motorrad-Gangs werden sich am 4. Juli unter Umständen dieses „Problems“ annehmen. Nichts von alldem wird verhindern, dass Trump sich am Rande eines zerstörerischen Hurrikans befindet: Seine desaströse Reaktion auf Covid-19, die bevorstehenden und zerstörerischen Auswirkungen einer neuen, großen Depression und seine Andeutungen zu einem Ereignis, das sich in eine Verhängung des Kriegsrechts in den USA verwandeln könnte.

Trotz allem herrscht nach wie vor die legendäre Hollywood-Maxime, laut der „Niemand irgendetwas weiß“ vor. Selbst mit einem halbverwitterten Kadaver im Kellerraum antretend, könnten die Demokraten die Präsidentschaftswahlen im November für sich entscheiden, ohne irgendetwas zu tun. Doch Teflon-Trump sollte niemals unterschätzt werden. Der Deep State könnte vielleicht gar realisieren, dass Trump nützlicher sein mag als bislang angenommen.

Gastbeitrag für CK*Wirtschaftsfacts / © 2020 Pepe Escobar / The Strategic Culture Foundation

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